Vereins Chronik

Präambel zur Chronik

Bereits einige Jahrhunderte vor der Gründung des Fritzlarer Schützenvereines fanden hier durch Büchsenschützen Wettbewerbe statt.

So ist uns aus einer im Jahre 1842 erschienenen Chronik über die Stadt Fritzlar (H. Falkenheiner) bekannt, das bereits im 15. Jahrhundert, jeweils im Sommer vor der Ernte, unter Aufsicht sogenannter Schützenmeister. Schießübungen stattfanden.

Der Historiker Falkenheiner stützt sich in seiner Darlegung auf alte Überlieferungen, wonach diese Art von Übungen stets von volkstümlichen Festen begleitet waren und zu denen sich regelmäßig Fürsten und andere "hohen Herren" einfanden. Zu Gast war im Jahre 1463 auch Landgraf Heinrich III. von Hessen.

Die aktiven Schützen trugen zu jener Zeit die "uniformierte" Kleidung, die als Emblem die nachfolgende Grafik zeigte.

Chronik

Am 14. April 1890 entschlossen sich bei einer zwanglosen Zusammenkunft  19 Fritzlarer Bürger die

"Schützengesellschaft zu Fritzlar"

zu gründen.

Aus der "Schützengesellschaft zu Fritzlar" entwickelte sich einige Jahre danach der

"Büchsenschießverein Fritzlar von 1894/95"

Offenbar wollten die Vereinsangehörigen gewissermaßen "unter sich sein und es auch bleiben", denn andersist es nicht zu erklären, wenn dem Statut gemäß die Anzahl der Mitglieder 25 Personen nicht übersteigen darf. Angehörige des weiblichen Geschlechts wurden schon gar nicht aufgenommen.

Der Verein erstrebte - so wörtlich - die "Vervollkommnung des Büchsenschießens und Verbreitung dieser edlen Kunst". Gründungstag war der 9.Juli 1894. Zwölf Männer wurden sofort Mitglied.

Der Vorstand bestand aus dem Oberschützenmeister und einem Unterschützenmeister. In der Satzung wurde vermerkt, man lese und staune, das in konkret bestimmten Fällen, Schützen mit Strafen zu belegen sind, wenn sie sich bei Schießvorgängen fehlverhalten.

Das Strafmaß in Geld lag zwischen: 10 Pfennig und 9 Mark. Der Schießstand, sogenannter "Kugelfang" befand sich im mittelbaren Bereich des ehemaligem Rittergutes "Kalbsburg" und zwar dort wo sich jetzt der Bundeswehr-Schießstand befindet.

Zwei Jahre nach der Vereinsgründung, nämlich am 26. September 1904, eröffnete das Königliche Amtsgericht in Fritzlar das Konkursverfahren gegen den Verein wegen seiner hohen Überschuldung.

Der 31. März 1905 war dann der Gründungstag des

"Schützenverein Fritzlar"

Den Vorstand bildeten der 1. und 2. Vorsitzende, der Kassierer, der 1. und 2. Schriftführer sowie 2 Schützenmeister.

Gründungszweck (wortgetreu) wie folgt:

"Durch gemeinschaftliche Schießübung die Kunst des Büchsenschießens zu vollkommenen und durch die Führung und Förderung der Schützenmeister die Wehrfähigkeit des deutschen Volkes zu heben".

Zum Ort des Schießens wurde die Leimkaute an der Hellen Warte und zum Vereinslokal das Gasthaus "Hessischer Hof" in Fritzlar. Wie aus einem Schreiben, datiert am Gründungstag, zu folgern ist, wurden damals die Statuten von der Ortspolizeibehörde genehmigt.

Die Leimkaute blieb weiterhin Schießstand, auf der sich ein Schützenhaus befand.

Geschossen wurde mit der Wehrmannsbüchse Modell 71 auf  20er Ringscheibe, Entfernung 175 Meter mit Diopter. Außerdem in einer Entfernung von 100 Meter auf eine Rehbockscheibe mit Ringeinteilung von 1 bis 12.

Im Jahre 1920 erfolgte die Verlegung des Schießstandes in den "Rosengarten" an der Jugendherberge. Für das Kleinkaliberschießen wurde eigens ein Schießstand erstellt.

Aus dem Verein entwickelte sich am 09. März 1925 der

Kleinkaliberschützenverein "Treue"

in Fritzlar, der am 2l. März des gleichen Jahres Aufnahme in dem Verband Hessischer Kleinkaliberschützenvereine fand.

Als Sportwaffe findet die Kleinkaliberbüchse Ka1 .22 Verwendung.

Nachdem sich dieser Verein beim Verband abmeldete, weil er von seinen satzungsgemäßen Grundsätzen abgewichen war, gründete der Steuerinspektor Franke den

"Kleinkaliberschützenverein Fritzlar 1928"

und zeigte die Gründung der Polizeiverwaltung am 10.Dezember 1928 schriftlich an. Amtlicherseits wurde dieser Verein am 12. April 1937 aus angeblichen politischen Gründen in dem beim Amtsgericht Fritzlar geführten Vereinsregister gelöscht.

Der Verein

"Kriegerkameradschaft"

Übernahm nun mit erweiterten Aufgaben und Zielen den Schießsport in Fritzlar.

Auf Antrag der Stadt Fritzlar erteilte nach vorausgegangener baupolizeilicher Prüfung durch den Vorstand des Preußischen Staatshochbauamtes in Homberg der Landrat des Kreises Fritzlar-Homberg am 29.Aprill 1938 die Baugenehmigung für die Erstellung eines Kleinkaliber-Schießstandes in der Ederau. Dort wurden 2 automatische Schießanlagen von der Stadt gebaut.

In Erwartung des positiven Genehmigungsbescheides wurde bereits am 0l. April 1938 der Auftrag für die Schießanlagen an die Fachfirma Johannsen erteilt, den diese am 14. April 1938 bestätigte.

Infolge des 2. Weltkrieges (1939 bis 1945) und in den Nachkriegswirren kam, wie überall in Deutschland, insbesondere das Vereinswesen der Schützenvereine als "Waffenträger" zum Erliegen.

Die Hochwasserkatastrophe im Mai 1943, ausgelöst durch die Bombardierung der Edertalsperre, zerstörte die Schießanlage erheblich. Was noch brauchbar erhalten war, diente bis zum Kriegsende den Parteiorganen der NSDAP und dem Kriegsverein als Schießübungsstätte.

Nach dem Krieg übernahm der ehemalige Reichsarbeitsdienstführer Hylmar Giese die nun verwaiste Anlage und züchtete dort nach notdürftig vorgenommenen Reparaturarbeiten an den Bauwerken Bisamratten, Nutrias und Meerschweinchen.

Die Normalisierung der politischen und sozialen Verhältnisse nach der Währungsreform sollte es nun auch möglich machen, in Fritzlar den Schießsport wieder zum Leben zu erwecken.

Am 30. Dezember 1953 versammelten sich in Reuters Park-Cafe und Pension in Fritzlar im Eckerichsweg vierzehn schießsportlich interessierte männliche Personen und beschlossen die Wiedergründung der

"Fritzlarer Schützengilde".

Auf dem Grundstück Schöffler "Am Hohlen Graben" entstand 1954 ein Kleinkaliber-Schießstand, der in für heutige Verhältnisse und Ansprüche zwar in simpler, einfacher Gestaltung, aber dennoch in mühevoller gemeinsamer harter Knochenarbeit, denn Kreuzhacke und Schippe dienten als Hauptgerät der Erdbewegungen, bis zum Jahre 1957 in Betrieb war. Die "Schießhalle" bestand aus einer umgestalteten ehemaligen Wehrmachts-Holzbaracke.

Am 06. Oktober 1957 erfolgte die Standeinweihung der Schießanlage auf dem städtischen Grundstück in der Ederau, die wie bereits angeführt, durch Kriegsereignisse im Baubestand erheblich in Mitleidenschaft gezogen war.

Mitglieder der Gilde waren es vor allem, die den Wiederaufbau vollzogen. Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 84 Mitglieder.

Mit zu den ersten Wettbewerben, die in der wieder aufgebauten Schießsportanlage in der Ederau stattfanden, gehörte der im Jahre 1958 ausgetragenen Freundschaftswettbewerb zwischen den Schützenvereinen aus Gudensberg, Lohne, Wabern und Fritzlar.

Erstmals nach Beendigung des 2.Weltkrieges wurde im Jahre 1959 von der Gilde ein Königsschießen durchgeführt.

Im Jahre 1963 wurde die Schießanlage modernisiert und die ersten 4 elektrischen Scheibenzuganlagen eingebaut.

Die sprichwörtliche Emsigkeit der Vereinsmitglieder ließ auch auf dem handwerklichem Gebiet in der Folgezeit nicht nach. Um überdurchschnittliche Leistungen im Schießsport zu erzielen, bedarf es naturgemäß bestimmter Grundvoraussetzungen und zu diesen gehörten primär wettkampfgerechte Schießsport-Anlagen.

So entschloss man sich im Jahre 1967 den Kleinkaliber-Schießstand nach neuzeitlichen Sicherheitsbestimmungen herzurichten und erweiterte die vorhandenen Anlagen durch den Bau einer Luftgewehrschießstätte mit Aufenthaltsraum. Selbstverständlich leisteten die Mitglieder der Gilde bei diesen Arbeiten einmal mehr enormen körperlichen Arbeitseinsatz und ersparten somit dem Verein hohe Kosten.

Bis zu diesem Erfolgserlebnis war allerdings ein beschwerlicher Weg begangen worden. Zur Aufrechterhaltung des Luftgewehr-Schießbetriebes boten sich in der Vergangenheit lediglich Notlösungen an, nämlich die wechselseitige Inanspruchnahme von Sälen und Gemeinschafträumen in Gaststätten innerhalb der Stadt.

Den Stellenwert, den unser Verein schon damals bei der sportbegeisterten Fritzlarer Bevölkerung einnahm, beweist die Aufwärtsentwicklung in der Mitgliederzahl. Im Berichtsjahr waren165 Personen in der Mitgliederliste eingeschrieben. Von diesen beteiligten sich allein 19 Jungschützen aktiv am Schießsport Das unsere Damen im Schießsport gute Leistungen vollbringen, haben sie ständig unter Beweis gestellt. Hocherfreut konnten wir im Jahre 1968 erstmals erleben, das eine Schützenschwester Gaumeisterin im Luftgewehrschießen der Damenklasse wurde. Die Altersklassen Mannschaft der Gilde wurde in diesem Jahre ebenfalls Gaumeister.

Die Jahreshauptversammlung vom 28. März 1983 nahm einen zeitraubenden Verlauf, denn es wurde sich ausführlich mit der großzügigen Erweiterung des Schützenhauses beschäftigt. Die Bauzeiten sollten sich über Jahre hinweg erstrecken, weil die Abwicklung dies in finanzieller und arbeitsmäßiger Hinsicht zwangsläufig erforderlich machte. In diesem Zusammenhang wurde den Mitgliedern auch klar vor Augen geführt, das die Tatkraft des Einzelnen bestimmend ist für den erfolgreichen Abschluss dieses Bauvorhabens. Absichtserklärungen führen zu keinen Erfolgen.

Die Mitglieder fassten nach reger Diskussion schließlich einstimmig folgenden Beschluss:

"Das Bauvorhaben soll entsprechend dem vorgelegten Plan durchgeführt werden, wenn die erwarteten Zuschüsse bewilligt werden".

Bereits in der Jahreshauptversammlung vom 26. März 1984 konnte der 1.Vorsitzende einen ausführlichen Leistungsrückblick über die bisherigen Arbeitsabläufe beschreiben und sprach den Aktivisten, die Wind und Wetter bei der Bewältigung der "Drecksarbeit" nicht scheuten, seinen Dank aus. Inzwischen waren auch die der Finanzierung des Baukörpers mit dienenden Bewilligungsbescheide der "öffentlichen Hand" über 78.000 DM dem Verein zugegangen.

Im Hinblick auf das nicht mehr in so weiter Ferne liegende "runde" Vereinsjubiläum berichtete der Vorstand, das umfangreiche Archiv-Nachforschungen, gestützt auf urkundliche Unterlagen, zu der Feststellung geführt haben, das im Jahre 1890 in Fritzlar ein Schützenverein gegründet wurde.

Seit dem Jahre 1984 wird unser Verein beim Hessischen Schützenverband und dem Deutschen Schützenbund unter der Bezeichnung:

"Fritzlarer Schützengilde e.V. von 1890"

geführt.

Die Aktivitäten im Baubereich, auch an den sogenannten Schlechtwettertagen forciert betrieben, fand nicht immer die gewünschte Resonanz. Ein Häuflein von "Aufrechten", den "inneren Schweinehund" und eine gewisse Baumüdigkeit niederkämpfend, umfassten aber weiterhin Bausteine, Schippen Stiel und die Fortbewegungsgriffe der Schubkarre, weniger dagegen die Schäfte der Sportwaffen.
Die vereinsbekannten Scherzbolde ließen aber keine Missmut aufkommen. Als Zielscheibe witziger, auch unausgewogener Bemerkungen hat jeder mal gedient.

Die einzelnen Phasen der Arbeiten, mit der Vermessung beginnend, erstreckten sich bis hin zum Rohbau. In den Arbeitspausen wurde der Frohsinn gepflegt, Ein äußeres Zeichen der Kameradschaft.

Durch die Vornahme der Innenausbauarbeiten veränderte sich das Aussehen im Schützenhaus zusehends. Die Firma Siebert aus Kassel baute am 19.04.1988 die Biertheke ein, während die Firma Türbe aus Alsfeld am 27.04.1988 die Bestuhlung des Thekenraumes lieferte. Am 09.05.1988 erfolgte die Auslieferung der Bestuhlung für den neuen LG-Stand durch die Firma Brede aus Ahnatal.

Die Schießstandübergabe fand am 16. September 1988 um 16:00 Uhr in einem feierlichen Rahmen im Schützenhaus in der Ederau statt.

 

Historisches zum Gründungsjahr

Die Fritzlarer Schützengilde feierte im Jahre 1990 in Verbindung mit dem 2. Gauschützenfest ihr 100 jähriges Bestehen, obwohl vor diesem Jubiläumsereignis Mitglieder der Gilde der festen Meinung waren, das die ursprüngliche Gründung mehrere Jahrhunderte zuvor erfolgt sein müsse.

Der damalige Vorstand sah sich in die Pflicht genommen, der Meinungsansicht der Vereinsangehörigen nachzugehen und wurde durch angestrengte intensive Nachforschungen fündig.

Der Historiker Dr. Carl Bernhard Nicolaus Falkenheiner, ein Kurhessischer Archivar, hatte in seinem Buch über die "GeschichteFritzlars" das Jahr 1463 genannt, danach bestand in Fritzlar bereits ein Schützenhof.

Die Schießübungen führten Männer durch, die nicht im Dienst der "Obrigkeit" standen. Damit ergab sich die schlüssige Folgerung, das das Schießen von freien Bürgern der Stadt erfolgte.

Die Belegsammlung wurde dem Hessischen Schützenverband vorgelegt und die Zuerkennung des Gründungsjahres von 1463 beantragt. Das Präsidium des Verbandes hat dem Antrag entsprochen, so das nach den formellen Erfordernissen, wie Zustimmung durch die Mitgliederversammlung und Satzungsänderung, die am 10. Juni 1997 durch das Amtsgericht in Fritzlar den aktuellen Eintrag in das Vereinsregister erhielt, der Verein den Namen

"Fritzlarer Schützengilde von 1463 e.V."

trägt.

Die Gilde ist damit der an Jahren 14. älteste Schützenverein in Hessen. Im Schwalm-Eder-Kreis nimmt die Fritzlarer Schützengilde in der Historie den 1.Platz auf dem Gebiet der schießsporttreibenden Traditionsvereine ein.

In Eigenleistung wurden in 4 Bauphasen, nämlich 1957, 1970, 1988 und 2021 moderne Schießsportanlagen im Bereich des Schützenhauses in der Ederau erstellt. Finanzierungsbeiträge der Stadt Fritzlar, des Schwalm-Eder-Kreises und des Landes Hessens förderten die Maßnahmen.

Im Schützenhaus werden derzeit 14 Luftgewehrstände (10m), 8 Langwaffenstände (50m) mit einem Laufendem Keiler sowie 5 Kurzwaffenstände (25m) genutzt.