Der Schützenkönig

Sie treffen sich voll Hochgenuss
am Schützenplatz zum Vogelschuss,
wie alle Jahre wieder.
Sie haben einen ausgeguckt,
den es in den Fingern juckt,
der schießt den Vogel nieder.

Sie tragen ihn als König fort,
galant ergreift er dann das Wort,
am Himmel zieht kein Wölkchen.
Er nimmt sich eine Königin,
es fließt der Sekt, das Bier mit Sinn,
zur Musik tanzt das Völkchen.

Der Hofstaat wird gut ausgewählt,
die Damen fein heraus geschält
im schönsten bunten Kleide.
Die Orden glänzen an der Brust
der Herren, es ist eine Lust
und eine Augenweide.

Am Sonntag kommt der Fotograf.
Im Halbkreis stellen sie sich brav
Zum Bild für die Geschichte.
Das Schützenvolk tanzt Tag und Nacht,
vergisst die Sorgen, klönt und lacht
im Dunst von Rauch und Lichte.

Die Zeitung bringt es groß heraus,
die Fahne weht vorm Königshaus,
die Kinder fahren Karussell.
Am Montag kommt die Prominenz,
erweist dem Throne Referenz,
trinkt Dunkles, Wein und Hell.

Bald ist die Zeit des Königs aus,
als Bürger geht er nun nach Haus
wie alle kleinen Leute.
Als Schütze kommt er dann zurück,
wird wieder Mensch, so Stück für Stück,
die Zeit er nicht bereute.

(Uwe Natus, Salzkotten)